4. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Markus (1,21-28)

Jesus als Exorzist in der Synagoge zu Kafarnaum, am See von Genesareth. Das ruft bei uns Fragen auf: Wie ist das zu verstehen? Gibt es überhaupt Dämonen? „Dämon" und „unreiner Geist". sind Namen, die im Judentum und in der Bibel von der damaligen Umwelt übernommen wurden, um jene geheimnisvolle Macht zu bezeichnen, die Menschen oft sozusagen beherrscht und zu ungewöhnlichem Tun drängt.

Das wahrnehmbare Ausfahren des Dämons, für das es auch außerhalb der Bibel Beispiele gibt, zeigt die Überlegenheit Jesu an: Er hat Macht über diese Dämonen. Jesus hat bestimmt Taten gewirkt, die er und seine Zeitgenossen als Exorzismen verstanden. Selbst die Gegner Jesu gaben dies ja zu; nur erklärten sie, mit Hilfe von Beelzebub, dem Teufel, treibe er Dämonen aus. Jesus hingegen sah darin ein „Zeichen" für den Anbruch der Gottesherrschaft, des Reiches Gottes, für Gottes Sieg über all das, was Menschen zum Bösen drängt.

Was Jesus und seine Zeitgenossen in ihrer Sprache „Dämonen“ nannten, beschreiben heutige Mediziner und Psychologen als Geisteskrankheiten, Fixierungen und Projektionen, oder - in dem Beispiel von heute - als Epilepsie. Es handelt sich um negative Kräfte, die unseren Erfahrungsbereich übersteigen und über die wir allenfalls nur in Bildern sprechen können. Die biblischen Schilderungen lehren uns jedenfalls: Jesus ist der Herr über jegliche Macht des Bösen. Wer sich ihm anvertraut, braucht grundsätzlich keine Angst zu haben. Durch die Begegnung mit ihm wurden Menschen von Kräften befreit, die sie einengten, zerstörerisch in ihrem Inneren wirkten.

 

In Psychiatrien und Krankenhäusern befinden sich Menschen mit selbst- und fremdgefährdendem Verhalten, auf Grund von Neurosen, Psychosen, Zwangszuständen. Burnout. Es gibt diese Kräfte aber auch im Alltagsleben: Ängste, die uns den Schlaf rauben, die uns den letzten Nerv kosten; Neigung zu Pessimismus, Zweifel, Minderwertigkeitsgefühle, grundsätzliches Misstrauen anderen gegenüber, Verfolgungswahn, Fanatismus, entartete sexuelle Wünsche, Geldgier, krankhafte Eifersucht, Abhängigkeiten von Alkohol, Drogen... Es gibt so viele „Dämonen“, negative, lebenszerstörende Kräfte, die Menschen beherrschen können, von ihnen Besitz ergreifen, sie „besessen“, unfrei, seelisch krank machen können.

 

Was uns die heutige Erzählung im Evangelium sagen will, ist klar: Wenn wir uns von der Botschaft von Jesus, von seinen Worten, von seiner Ausstrahlungskraft, seiner Persönlichkeit, betreffen lassen, können wir verändert werden, neue Kräfte schöpfen, befreit von negativen Abhängigkeiten, die unser Leben beeinträchtigen. An Jesus glauben kann seelisch gesund, lebendig machen. Wir können dann nämlich aus einem Grundvertrauen, aus einem Gefühl der tiefen Geborgenheit leben, weil wir Gott wie einen Vater verstehen, der „da“ ist, der „Ich-bin-da“. Dieser Glaube befreit von vielen Existenzängsten. Jesus sagt dann auch: „Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt. Leben in Fülle.“ Glauben heißt nicht an erster Stelle, bestimmte Aussagen von Jesus für wahr halten, sondern ihm unser Vertrauen schenken, im Vertrauen auf Jesus - und dadurch auf Gott - leben.

 

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